Dokumentation
Die Grüne Lüge


Ein Film über die Brutalität und die fatalen ökologischen Folgen unserer Produktionsweise. Ein Film darüber wie sich die Industrie ungeachtet dessen ein nachhaltiges Image verleiht – nicht um die Welt zu verbessern, sondern um den Absatz weiter zu steigern.
Die beiden Bilder stammen nicht aus dem Film! – Sie illustrieren, wie das Film-Cover welches Bild von der „Natur“ uns die Produkt-Werbung vermitteln möchte… und wie die Realität vielerorts dank der Produktionsweise aussieht.

EIN FILM DER AN MEINEN EMOTIONEN RÜHRT.
Eine innere Leere, Wut, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und Trauer. Ich habe den Film „Die Grüne Lüge“ mehrmals gesehen und wurde stets mit einem anderen mulmigen Gefühl konfrontiert. Am schlechtesten ging es mir, nachdem ich ihn mal mit jemand zusammen geschaut habe, der danach sagte: „wir werden die Welt nicht verändern – warum uns also damit belasten.“
Leider ist das psychologisch gesehen vielleicht eine ganz verständliche Reaktion, denn „wir“ können uns tatsächlich nicht täglich mit allem „belasten“ sonst werden wir ja noch ganz depressiv… und könnten uns nicht mehr an den kleinen Gänseblümchen vor unserer Haustür erfreuen. 😉 Aber wir könnten bewusster leben und – wenn wir das Geld dafür besitzen – könnten wir die besseren Produkte kaufen. So dachte ich jedenfalls auch – bis zu diesem Film.
DIE GRÜNE LÜGE IN MEINEM LEBEN
Manchmal stehe ich seitdem immer noch fassungslos in meinem Badezimmer vor meinen sehr hochwertigen Naturkosmetikprodukten aus dem Reformhaus. In fast allen ist Palmöl enthalten. Ein namhafter Hersteller hat 2016 eine Stellungnahme zum Thema Palmöl ins Internet gestellt. Er versichert mir, seiner immer noch treuen Kundin, dass seine verwendeten Derivate aus zertifiziertem nachhaltig erzeugtem Palmöl aus einer zertifizierten RSPO-Plantage (Roundtable on Sustainable Palm Oil) stammen und er sich gemeinsam mit dem WWF für die Förderung nachhaltig produzierten Palmöls einsetzt.
Da ist sie – „Die grüne „Lüge“ – mitten in meinem Leben. Der Filmemacher Werner Boote und die Journalistin Kathrin Hartmann können in ihrem Film sehr eindringlich zeigen, dass es kein nachhaltig produziertes Palmöl gibt. Sehr wohl gibt es den RSPO, doch die Vereinigung die auch aus Plantagenbesitzern, Palmöl-Händlern und industriellen Abnehmern besteht bemüht sich weniger um wirklich nachhaltige Produktion, als vielmehr darum den Produkten ein grünes, nachhaltiges Image zu verleihen, damit diese dann guten Gewissens gekauft werden.
GREEN WASHING
Für dieses so genannte „Green Washing“ – was das Vorgehen von Unternehmen bezeichnet, sich zu Marketingzwecken ein nachhaltiges und ökologisches Image aufzubauen – zeigt der Film mehrere Beispiele. Durch „Green Washing“ werden Produkte künstlich aufgewertet und dem Kunden eine Macht- und Entscheidungsposition suggeriert. Dem Kunden wird das Gefühl vermittelt er könne mit seiner Kaufentscheidung zu einer nachhaltigen Wirtschaft beitragen und damit die Welt auch ein bisschen besser machen. Nach dem Film weiß man: das könnte bei so einigen Produkten eine Lüge sein.
PALMÖL IST UNERSETZLICH?
Beim Thema Palmöl ist das aus mehreren Gründen besonders tragisch:
- Palmöl ist in so unglaublich vielen Produkten des alltäglichen Lebens enthalten: In Kosmetikartikeln, in Zahnpasta, in Butter und Margarine. In Schokolade, in Chips, in Keksen und in den Backwaren beim Bäcker. In Fertiggerichten, Brotaufstrichen und in Babynahrung. Wer sich einmal damit beschäftigt, der erkennt die Mammutaufgabe, die darin bestehen würde wirklich komplett auf Palmöl zu verzichten.
- Da dieses günstige Fett in so vielen Produkten verwendet wird ist die Nachfrage so unglaublich groß. Die große Nachfrage produziert die immensen, irreparablen Schäden an der Natur, an den Menschen und an den Tieren. Für die Palme wird in unvorstellbarem Ausmaß illegal Regenwald gerodet. Unwiederbringlich.
- Da der Verbrauch so groß ist, ist es grundsätzlich schwierig Palmöl komplett durch etwas anderes zu ersetzen. Wo soll das dann in diesen riesigen Mengen herkommen?
Der Gedanke „wir werden die Welt nicht verändern“ liegt also Nahe. Und doch hat der Film mich und mein Denken nachhaltig verändert. Bei allen mulmigen Gefühlen die der Film in mir auslöst, macht es mir Hoffnung, dass es diesen Film überhaupt gibt. Ich empfehle ihn wirklich gerne und dringend! So schmerzhaft es auch ist, zu erkennen, dass man sich etwas vorgemacht hat – oder einer Lüge aufgesessen ist – umso mündiger macht es einen, diese Täuschung zu erkennen. Das ist letztlich der erste Schritt: Zu erkennen, dass wir eben nicht nur Kunden, sondern auch (Erden-)Bürger sind. Zu erkennen, dass wir nicht nur Kaufentscheidungen treffen, sondern auch davon unabhängig noch eine Stimme haben. Die wichtigste Frage die der Film stellt: Warum um alles in der Welt wird eigentlich dem „Kunden“ die Verantwortung für die Produktionsweise seiner Alltagsgüter zugemutet? Warum wird nicht einfach generell nachhaltig produziert? Wir brauchen dringend ein breites Bewusstsein für das Problem, belastet sind wir von den ökologischen, tragischen und menschenverachtenden Auswirkungen ohnehin.
WEG DER VERÄNDERUNG
Konkret habe ich zum Thema Palmöl folgendes für mich geändert:
- Ich spreche darüber.
- Ich verzichte weitgehend auf Fertigprodukte und versuche lieber frisch zu kochen. Das ist gesünder und manchmal sogar günstiger.
- Meine Kosmetikartikel habe ich massiv reduziert. (Auch das ist in vielen Fällen gesünder und in jedem Fall günstiger)
- Ich probiere mich aus: Im Internet und auch bei meinen Kräuter-Seminaren findet man Ideen um Waschmittel, Seife und Shampoo selbst herzustellen.
- Ich versuche generell weniger zu konsumieren.
- Ich freue mich über Menschen, die sich Gedanken um ernsthafte Alternativen machen. Ich empfehle euch nach Ludovic Gerboin aus Moosinning im Internet zu suchen. Dieser Bäckermeister ist eine Kooperation mit der Technischen Universität München eingegangen. Aus altem Brot stellen beide einen brauchbaren Palmöl-Ersatz her, der dann wieder in der Backstube verwendet wird.
