Kreativ lernen

Ein Herbarium
gestalten

In einem Herbarium sammelt man getrocknete und gepresste Pflanzen. Das sieht nicht nur schön aus, sondern man kann dabei spielerisch etwas über die Kräuter lernen. Freude am Gestalten vorausgesetzt.  

Du brauchst: Eine Pflanzenpresse (kann man kaufen oder selber bauen – Anleitung folgt unten. Alternativ arbeitet man mit vielen großen schweren Büchern.), Pappe, Zeitungspapier, normales oder Löschpapier, Haushaltstücher (Zewa)

Außerdem: Ein kleines Notizbuch, einen schönen Stift, schönes und etwas dickeres Papier (A4), schmales doppelseitiges und transparentes Klebeband aus dem Bastelgeschäft, eine Schere, eine Pinzette, Klarlack, Klarsichthüllen (A4), einen Ordner (A4), eine Papiertüte und eine kleine Gartenschere, eventuell ein altes DinA4-Buch

 

Do it yourself

Pflanzen-Presse

Mit etwas handwerklichem Geschick muss man sich keine teure Pflanzen-Presse kaufen, sondern baut sich selbst eine. Aber es geht auch ganz ohne – wenn man große, dicke und schwere Bücher verwendet. 

Du brauchst: Zwei Spanplatten aus der Reste-Kiste im Baumarkt, vier Gewinde-Schrauben mit Kopf und vier passende Flügelmuttern. Darüber hinaus brauchst du einen passenden Bohrer, Bohr-Talent oder jemanden der beides besitzt. Damit die Löcher in den Spanplatten exakt übereinander liegen braucht es genaueste Abmessung oder eine gute Aneinander-Fixierung der Platten während man hindurch bohrt. Die Gewinde-Schrauben sollten eine gewisse Länge haben, damit sie durch beide Platten gehen und genügend Füllgut aufnehmen können. In dem einen Bild siehst du dass ich eine Schraube verwendet habe die kein durchgängiges Gewinde hat. Das ist unnötig und zwingt dich lediglich dazu viele Lagen in die Presse einzufügen.

Gestalte

Pflanzen-
Kunst

„Herba“ ist das lateinische Wort für „Kraut“ – wodurch sich der Name des „Herbariums“ erklärt. Ein Herbarium dient wissenschaftlichen Zwecken oder dem privaten Zeitvertreib. 

Sammeln: Wichtiges zuerst: Es ist verboten Pflanzen in Naturschutzgebieten zu sammeln, solche die unter Naturschutz stehen oder Arten die vom Aussterben bedroht sind. Nimm dir nur eine Pflanze mit, wenn es mindestens 20 weitere am gleichen Standort gibt – Einzelkämpfer lass fairerweise stehen. Benutze  bitte eine kleine Gartenschere und rupfe nicht wild an der Pflanze herum. So vermeidest du unnötigen Stress für das Gewächs und ziehst auch nicht aus Versehen die Wurzel mit heraus. (Wissenschaftliche Herbarien benötigen die Wurzel, eine Hobby-Herbarium nicht) 

Wenn du Pflanzen sammelst sollte es nicht geregnet haben, damit das Sammelgut nicht feucht ist. Es sollte nicht zu spät am Tag sein, damit etwaige Blüten in voller Pracht stehen. Achte auf eine angemessene Größe, schließlich soll das Kraut auf eine Din A4 Seite passen und schau, dass du sowohl Blüten, Fruchtstände als auch markante Blätter erntest. Wenn ich bei mir in der Nähe sammeln gehe, dann habe ich eine kleine Papiertüte dabei, eventuell etwas Zeitungspapier. Eine kleine Reise überstehen die Pflanzen unbeschadet – wenn ich denn zu Hause direkt mit dem Pressen beginne. Wenn ich weiter weg bin, nehme ich mir ein Din-A4 Buch und zwei Blatt Papier mit. So kann ich direkt an Ort und Stelle die Pflanze anfangen zu präparieren. Das Buch sollte unwichtig sein, denn durch die Pflanzensäfte wird es verunreinigt. Es sollte eine gewisse „Dicke“ haben – das ist leider schwer, bringt aber sonst nichts. 

Meine „Beute“ notiere ich mir in einem kleinen Notizbuch. Das ist später wichtig für die Angaben im Herbarium und geht sonst auch mal vergessen: Pflanzenname, Fundort, Fund-Tag und alles was du selbst noch wichtig findest. Als Bestimmungshilfe kann ich den „BLV Pflanzenführer für unterwegs“ empfehlen. 

Pressen: Grundprinzip: Auf den Boden der Presse legst du ein passendes Stück Pappe, danach eine Schicht Zeitungspapier, dann ein oder zwei Zewa und darauf ein Blatt Papier oder besser Löschpapier. Darauf legst du die Pflanze und schichtest die eben benannten Materialien in umgekehrter Reihenfolge wieder darauf. Also ein Blatt Papier, Zewa, Zeitung und dann wieder Pappe. Nach dem selben Prinzip kannst du nun so viele Pflanzen oben drauf packen wie du möchtest und in deine Presse passen. Mit den vielen verschiedenen Schichten erreichst du eine gute Durchlüftung. 

Das richtige „Auslegen“ der Pflanze erfordert ein wenig Geduld und manchmal auch starken Händedruck damit alles so liegt, dass man es später gut erkennen kann. Bei manchen Kräutern beginne ich mit dem Stil und den Blättern, die ich dann bereits mit einem Stück des Papiers abgedeckt und in Form halte, während ich mit der anderen Hand irgendwie versuche die Blüte zu arrangieren. Manchmal muss ich mir helfende Hände suchen – aber es lohnt sich. Es ist wichtig dass so schnell wie möglich Druck auf die Pflanze kommt, damit sie nicht wieder verrutscht.

Nach der letzten Pappe kommt der Deckel auf die Presse. Die Schrauben kann man meines Erachtens nicht fest genug anziehen – außer das Brett droht zu brechen. Wenn man sich gegen die Presse und für dicke Bücher entschieden hat kann man nicht hoch genug stapeln. Nach ein bis zwei Tagen solltest du dir vorsichtig alle deine Pflanzen anschauen und das Papier und das Zewa austauschen.  Dort hat sich Feuchtigkeit gesammelt, die schimmeln könnte. Ich wiederhole das je nach Pflanze zwei bis viermal. Die benutzten Papiere trockne ich und verwende sie immer wieder. 

Nach etwa einer Woche sind die Pflanzen fertig ausgetrocknet. Es schadet aber nicht sie zwei Wochen lang zu pressen. Schimmel im Herbarium ist blöd.

Gestalten: Ich habe mir schönes leicht gefärbtes und etwas dickeres Papier gekauft. Weißes wird schnell fleckig, dünnes zerknittert und wird wellig. Zum Test lege ich die Pflanze auf das Papier und beschrifte es dann zuerst. In ein „richtiges“ Herbarium gehören mindestens drei Angaben: Name, Fundort/Standort und Fund-Tag. Zum Anbringen der Pflanze habe ich mir schmales, transparentes doppelseitiges Klebeband geholt. Die übliche Kleberolle war mir zu breit und die Klebekraft zu gering. Weiße Klebestreifen wie ich sie in anderen Herbarien gesehen habe wollte ich unbedingt vermeiden. Mit dem dünnen Klebeband kann man Feinheiten justieren und später fällt es kaum auf. Um die rote obere Abdeckung des Bandes zu entfernen nehme ich eine Pinzette. (Achtung jetzt klebts und fängt Staub). Unter freiem Himmel und mit geeignetem Mundschutz wird die aufgeklebte Pflanze dann ordentlich mit Klarlack besprüht, gegebenenfalls mehrmals. Der Lack sollte auch draußen trocknen. Er riecht einfach zu stark. Das fertige Papier kommt bei mir in eine Klarsichtfolie und dann in einen schönen Ordner. Ich habe mit dem Lack ganz gute Erfahrungen gemacht – so dass Farben auch nach fünf Jahren noch erhalten sind. Für ein wissenschaftliches Herbarium würde sich das natürlich verbieten. Hier ist es wichtig, dass Pflanzenteile beweglich und anschaubar bleiben und zu Untersuchungszwecken abgenommen werden können. 

Tipp: Ich habe aus unterschiedlichsten Gründen immer mal wieder gepresste Pflanzen die doch keine Aufnahme ins Herbarium finden. Damit kann man schöne Grußkarten erstellen.