Sagenhafte Kräuterstadt
Viele Wild- und Heilkräuter begegnen uns täglich – auch auf dem Oberurseler Brunnenfest. Sie wachsen in Rinnsteinen, in Pflasterspalten, an Mauern und an jedem Fleckchen wo es eben geht. Leider werden Sie gerade im Innenstadtbereich häufig nur als „Unkraut“ wahrgenommen. Aus ästhetischen Gründen, aus Gründen der Verkehrssicherheit und ehe Sie die Bausubstanz gefährden hat man Ihnen den Kampf angesagt. Das ist teilweise unnötig und teilweise ist es richtig traurig. Viele Käfer, Insekten und Schmetterlinge sind auf die Pflanzen als Nahrungsquelle angewiesen oder legen sogar ihre Eier dort ab. Man begreift das Insektensterben erst so ganz langsam und leider muss man davon ausgehen, dass in vielen Stadtbereichen schon über 70% aller Insekten für immer verschwunden sind. Gerne möchte ich Euch deshalb ein paar Sagenhafte Gewächse vorstellen. Sie sind heilkräftig, essbar und haben einen unschätzbaren Wert: für krabbelnde, fliegende Tierchen – für Vögel, die diese Tierchen essen und für uns Menschen die wir dringend auf Bestäuber aller Art angewiesen sind. Ich freue mich einfach riesig, wenn die „Unkräuter“ wieder mehr Aufmerksamkeit von uns bekommen. Viel Spaß beim Suchen und Entdecken! Die markierten Kräuter sind eine Brunnenfest-Kooperation mit der „Oase am Urselbach“. Instagram-Andenken-Fotos gerne @verena_herzberger und mit #sagenhaftekräuterstadt.)
ACHTUNG: Pflanzen aus dem Innenstadtbereich sollten nicht gegessen werden,
da Sie in der Regel stark verunreinigt sind.
Berufkräuter (es gibt mehrere) können vor Schadenszauber schützen – das glaubte man früher. Wenn man dachte jemand sei irgendwie ein bisschen verrückt – dann band man ihm einen Strauß Berufskräuter um die Stirn. Das sollte dann die bösen Geister austreiben. Der Wortstamm „Beruf“ kommt in diesem Fall jedenfalls von „berufen“, was auch soviel wie verhexen heißt. Wenn man diese Anwendung für etwas zweifelhaft hält, dann brüht man sich vielleicht lieber einen Tee von dem blühenden Kraut auf. Es hat eine leicht schleimlösende, sowie eine schweiß- und harntreibende Wirkung.

Breitwegerich
Wird auch „der Herrscher des Weges“ genannt. Seine Samen verteilen sich gerne über Schuhsohlen und Autoreifen. In der griechischen Mythologie bereitet der Wegerich der Unterweltgöttin Persephone den Weg auf die Erdoberfläche, damit sie als Frühjahrgöttin die Natur zum Leben zu erwecken kann. Wird man von einer Mücke gestochen kann man den Saft aus den Blättern pressen und auf den Stich tupfen. Es hört sofort auf zu jucken.

Johanniskraut
Selbst wenn viele Menschen nicht wissen wie es aussieht – so haben doch die meisten schon von ihm gehört. Das Johanniskraut wird als pflanzliches Antidepressivum angewendet. Es kann die Stimmung aufhellen und innere Unruhe lindern. Es macht aber auch die Haut sehr lichtempfindlich und kann je nach Neigung zu Nebenwirkungen führen. Um das Johanniskraut ranken sich viele Mythen und Legenden.

Nelkenwurz
Der Echte Nelkenwurz lässt sich in diesem Fall gut an seinem kletten-ähnlichen Fruchtstand erkennen. Die frische Wurzel könnte man kochen und essen, Früher wurde er dem Bier oder dem Wein für den Geschmack beigemischt. In der Heilkunde wird dem Nelkenwurz eine entzündungshemmende und blutstillende Wirkung nachgesagt.

Strahlenlose Kamille
Die strahlenlose Kamille flüchtete wohl 1852 aus einem botanischen Garten in Berlin. Heutzutage ist sie weit verbreitet. Ihr fehlt der wirksame Stoff Azulen, den die Echte Kamille besitzt. Aber das Pflänzchen ohne weißen Kranz wird ebenfalls als Heilmittel verwendet. Es wird zum Beispiel bei Wurmkuren eingesetzt.

Spitzwegerich
Für den Spitzwegerich gilt was für seinen Bruder den Breitwegerich gilt. Manchen ist er zudem als Husten-Sirup bekannt.
Bild: Bernd Haynold, Plantago lanceolata 040807, CC BY-SA 3.0

Schöllkraut
Dieses Schöllkraut sieht schon ziemlich mitgenommen aus und ist auch bereits verblüht. Die Blätter haben eine sehr prägnante Form. Die Blüten waren gelb. Wenn man am Schöllkraut rupft, so tritt ein orange-gelber Blütensaft aus. Achtung! Dieser Saft hat eine ätzende Wirkung – wird aber genau deswegen von manchen Menschen zur Behandlung von Warzen eingesetzt.

Stinkender Storchschnabel
Der stinkende Storchschnabel ist an seinen storchenschnabelähnlichen Fruchtständen und seinen süssen kleinen rosa Blüten zu erkennen – und am Geruch. Manche Menschen nehmen den „Duft“ schon von weitem wahr, andere müssen ein Blatt zwischen den Fingern zerreiben. Die Pflanze wird auch Ruprechtskraut genannt und wird in der Heilkunde bei Frauenleiden, Zahnschmerzen, Prellungen und einigem mehr angewendet.