Sagenhafte Kräuterstadt
Viele Wild- und Heilkräuter begegnen uns täglich – auch auf dem Altstadt-Marktplatz in Oberursel. Sie wachsen in Rinnsteinen, in Pflasterspalten, an Mauern und an jedem Fleckchen wo es eben geht. Leider werden Sie gerade im Innenstadtbereich häufig nur als „Unkraut“ wahrgenommen. Aus ästhetischen Gründen, aus Gründen der Verkehrssicherheit und ehe Sie die Bausubstanz gefährden hat man Ihnen den Kampf angesagt. Auch für den Altstadtmarkt wurde noch mal schön „sauber gemacht“. Ich freue mich jedoch riesig, dass der BSO Oberursel ein paar zuvor markierte Pflänzchen stehen gelassen hat – an Stellen wo diese nicht stören. Gerne möchte ich Sie Euch vorstellen. Sie sind heilkräftig, essbar und haben einen unschätzbaren Wert für unsere (aussterbenden) Insekten. Ich freue mich einfach, wenn Sie wieder mehr Aufmerksamkeit von uns bekommen. (Vielleicht auch mit einem Andenken-Foto auf Instagram @verena.herzberger und mit #sagenhaftekräuterstadt) Viel Spaß beim Suchen und Entdecken!
ACHTUNG: Pflanzen aus dem Innenstadtbereich sollten nicht gegessen werden,
da Sie in der Regel stark verunreinigt sind.
Der Rotklee galt den Kelten als heilige Pflanze. Er ist mit vielen Schicksals-Mythen verknüpft und ist noch heute ein sehr bekanntes Glückssymbol. Rotklee enthält Phytoöstrogene und kann hervorragend zur Unterstützung bei Wechseljahrs-Beschwerden eingesetzt werden.

Breitwegerich Plantago major
Wird auch „der Herrscher des Weges“ genannt. Seine Samen verteilen sich gerne über Schuhsohlen und Autoreifen. In der griechischen Mythologie bereitet der Wegerich der Unterweltgöttin Persephone den Weg um als Frühjahrgöttin die Natur zum Leben zu erwecken. Wird man von einer Mücke gestochen kann man den Saft aus den Blättern pressen und auf den Stich tupfen. Es hört sofort auf zu jucken.

Hirtentäschelkraut Capsella bursa-pastoris
Das Pflänzchen hat ganz viele Samenstände die wie Herzchen aussehen – aber auch wie alte Hirtentaschen – dies brachte dem Kraut wohl den Namen ein. Volksmedizinisch soll er unter anderem helfen den Blutdruck zu regulieren und kann bei weiblichen Zyklusbeschwerden unterstützen.

Beifuss
Artemisia vulgaris
Der Beifuss wurde einst als sehr mächtig verehrt und galt als die Mutter aller Heilkräuter. Sein lateinischer Name ordnet die Pflanze der griechischen Muttergöttin Artemis zu. Heute ist der Beifuss vielleicht noch als Gewürz in der Weihnachtsgans bekannt. Keine schlechte Wahl, da er gut für die Verdauung ist und unter anderem bei Magen-Darm-Beschwerden angewendet wird.

Strahlenlose Kamille
Matricaria discoidea
Die strahlenlose Kamille flüchtete wohl 1852 aus einem botanischen Garten in Berlin. Heutzutage ist sie weit verbreitet. Ihr fehlt der wirksame Stoff Azulen, den die Echte Kamille besitzt. Aber das Pflänzchen ohne weißen Kranz wird ebenfalls als Heilmittel verwendet. Es wird zum Beispiel bei Wurmkuren eingesetzt.

Wiesenlabkraut Galium mollugo
Ist es nicht schön wie sich die Blätter wie um den Stängel gruppieren? Ich liebe „Lab“-Kräuter, die ihren Namen tatsächlich daher haben, dass Sie früher auch in der Käseherstellung eingesetzt wurden. Sie besitzen ein dafür notwendiges Enzym. Das Kraut ist essbar und kann vielfältig in der Küche verwendet werden.

Spitzwegerich
Plantago lanceolata
Für den Spitzwegerich gilt was für seinen Bruder den Breitwegerich gilt. Manchen ist er zudem als Husten-Sirup bekannt.
Bild: Bernd Haynold, Plantago lanceolata 040807, CC BY-SA 3.0

Klettenlabkraut Galium aparine
Hundebesitzer:Innen werden schon häufig die kleinen Kletten aus dem Fell Ihrer Vierbeiner entfernt haben. Früher war die Pflanze vor allem für Ihre Heilwirkungen berühmt und wurde gerne als Wildgemüse verspeist. Es gibt übrigens ein Insekt was auf Labkräuter angewiesen ist, weil die Weibchen ihre Eier dort ablegen. Es heißt Tatzenkäfer und sieht ganz possierlich aus.

Horn-Sauerklee
Oxalis corniculata
Der Horn-Sauerklee ist eine recht beliebte Zierpflanze und wird gern als Bodendecker verwendet. Was viele nicht wissen: Man kann ihn auch essen. Allerdings sollten wohl größere Mengen vermieden werden.

Mauerblümchen
Ist es nicht einfach wunderschön? Es wird auch Mauer-Zimbelkraut genannt. Blätter und Blüten sind essbar. In der Volksheilkunde wird es bei Wunden und Hautentzündungen angewendet.